Pinscherin

Manchmal denke ich spontan an ein bestimmtes Tier, wenn ich es mit einem Menschen zu tun habe. Häufig erkenne ich Ähnlichkeiten, und ich weiß, dass das nicht nur mir so geht. In einer fiktiven Kurzgeschichte habe ich versucht, das konsequent durchzuhalten – Ergebnis ist das Bild eines weiblichen Pinschers, eines lästigen kleinen Kläffers, der sich für größer und wichtiger hält, als er (oder sie) eigentlich ist. Und sich durch lautes und wütendes Gebell immer wieder ins Spiel zu bringen versucht, damit man ihn (oder sie) nicht übersieht.

In diesem Fall ist es ein Klischee – doch habe ich tatsächlich noch nie kleine Hunde erlebt, die sich als Stoiker erwiesen haben und durch Entspanntheit und Ausgeglichenheit aufgefallen sind.

Natürlich kann man alle möglichen Tiere dazu heranziehen und sich ihrer Eigenschaften bedienen, über die Konsens herrscht. Es bleibt beim Klischee, des besseren Wiedererkennens wegen. Und jetzt kommt die Pinscherin:

Ich kann nicht anders, ich muss sie einfach so nennen: Pinscher. Ein kleines dünnes Ding. Zitternd. Aufgeregt. In Alarmbereitschaft. Er hat seinen Pinscher auf mich gehetzt.

Sie steht vor mir und japst. Kläfft mich an: Ich weiß alles! Ja, ja, ja… ich weiß es! Lüg mich nicht an! Sonst schnapp ich nach dir!

Wenn es nicht so tragisch wäre, müsste ich jetzt laut loslachen. Sie tut mir ja irgendwie leid. So von ihm geschickt zu werden, sich schicken zu lassen, sich womöglich demütigen zu lassen, von mir. Ich lasse sie gewähren, bin da eher der große stoische Bernhardiner. Ich stehe, ruhig und gelassen, mit meinem Fässchen um den Hals.

Es treten noch weitere Personen in dieser Geschichte auf, für die ich alle versucht habe, eine geeignete Hunderasse zu finden. (Wofür steht wohl der Pitbull? Richtig, der Antagonist des Bernhardiners – Du verstehst, worauf ich hinaus will, nicht wahr?).

Das ist ein Pitbull, hier in einer Verkleidung, mit der er Harmlosigkeit vortäuschen will. Vorsicht!

Es macht großen Spaß, sich durch die Fauna dieses Planeten zu arbeiten – und man kann natürlich auch einen Zoo als Grundlage nehmen, ein exotisches Land und die darin beheimateten Tierarten, …. Deiner Fantasie stehen wie immer keine Grenzen im Weg.

Unangenehme Menschen verlieren so ihren Schrecken, lustige Vögel (siehst Du, da haben wir es schon!) bekommen ihr wohlverdientes farbiges Federkleid, und solche, die nicht ganz so helle sind, werden plötzlich zum Sympathieträger. George Orwell hat in Animal Farm mit solch starken Klischees gearbeitet, und dieses Werk hat im Laufe der Jahrzehnte nichts von seiner Aktualität und Brisanz verloren. Aber das gehört jetzt gerade nicht hier her…

Happy writing!

Photo credits: Pinscher: Jen B on unsplash.com – Thank you, Jen! Pitbull: Jane Almon on unsplash.com – Thanks, Jane!)