Milk Shake

Zugreisen bedeuten, geschenkte Zeit zu genießen. Wenn man über das Stadium des Suchens nach wichtigen Utensilien, des Kaffeeverschüttens, der Schläfrigkeit, des Wegdämmerns und wieder Hochschreckens hinaus ist (wobei man feststellt, dass man höchstens 10 Minuten bewusstlos war, obwohl es sich wie eine Ewigkeit anfühlt), kommt man dazu, sich den ernsteren Dingen zu widmen. Naja, Ernst…

Ich habe im Newsletter “The Paris Review” Mary Ruefles Poesie wiederentdeckt. Vor vielen Jahren war ich dank eines Podcasts auf Radio New Zealand auf sie gestoßen und habe mir daraufhin einen kleinen Gedichtband von ihr besorgt. Unbedingt wollte ich noch einmal ihre Reflexion dazu hören “Why I am not a good kisser”
(https://www.youtube.com/watch?v=Zcai4RsdVvw – oder hier: http://www.versedaily.org/2011/goodkisser.shtml).
Ich war augenblicklich gefesselt, zumal sie das Gedicht auch noch persönlich so vortrug, dass es ungemein an Authentizität gewann.

Auf den ersten Blick sehen ihre Gedichte gar nicht nach Gedicht aus, eher wie ein Fließtext bzw. eine Kürzestgeschichte. Oder ein Tagebucheintrag. Jedenfalls durchgängig stream of consciousness. Und damit unter die Haut gehend.

Und jetzt, auf der Fahrt in TGV von Marseille nach Tübingen habe ich viiiiel Zeit. Das Dösen ist erledigt, Essen, Krümeln, Kramen, Fallenlassen und Wiederaufheben ebenso. Und da ist sie wieder, Mary Ruefle, eine große amerikanische Poetin. Von solchen hört man hier nicht viel, es sei denn, sie bekommen den Nobelpreis für Literatur. Wie zuletzt Louise Glück. Kannten nicht viele, wage ich einmal zu behaupten.

Doch genug der Worte, meiner jedenfalls. Hier kommt der Milk Shake. The best shake I’ve ever had. Enjoy!

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