Ich habe mehrere Schreibgruppen. Solche, in denen ich das Schreiben anleite, aber auch solche, in denen ich eine der Schreibenden bin. Und letztere sind für mich von immer größerer Wichtigkeit geworden.
Wir haben Autoren dabei, die schon mehrere Bücher auf den Markt gebracht haben – Romane, Kurzgeschichten, Lyrik, Essays – und gern aus dem Nähkästchen plaudern und wertvolle Tipps geben können. Aber darunter auch solche, die sich dem Schreiben zur Verarbeitung von Lebenskrisen, Sinnfragen, philosophischen Betrachtungen widmen, ohne größere Projektidee in welchem Stadium auch immer. Dann wieder solche, die gern über Texte anderer diskutieren und im Moment gar nicht (viel) schreiben, und auch sehr belesene und versierte Literaturwissenschaftler. Irgendwo zwischendrin habe ich es mir gemütlich gemacht, fühle mich getragen und akzeptiert und bin unendlich dankbar, Teil dieser Gemeinschaften zu sein.
Einige sind durch intensives Podcastlauschen immer auf dem neuesten Stand, was neue Bücher und literarische Strömungen anbetrifft. Andere sind wahre Ideenmaschinen und überraschen ständig damit, welche neue Romanidee auf Realisierung lauert. Wir diskutieren über Plotideen, Perspektiven, Identifikation, Versmaße, psychologische Muster in Figuren, Autoren, Lyriker, Literaturpreise, Literaturzeitschriften. Und auch über soziale Medien und wie sie uns gemeinsam zu größerer Bekanntheit verhelfen können.
Wir verlinken uns gegenseitig mittels Hashtags auf Instagram, erwähnen wohlwollend gegenseitig unsere Blogs, besuchen die Workshops der anderen, besuchen gemeinsam Workshops, sprechen Empfehlungen für Workshops aus und erzählen uns von bereits besuchten („Du musst unbedingt den in Venedig besuchen!“ – „Kommst Du dieses Jahr auch mit ins Burgenland?“ „Nächstes Jahr in Worpswede bin ich wieder dabei. Und Du?“).
Und all das in einer Atmosphäre, die frei ist von missgünstigem Wettbewerbsdenken und dafür voller Wohlwollen. Wenn eine/-r ein Buch bei einem Verlag untergebracht hat, knallen schon mal die virtuellen Sektkorken. Wir wissen ja, irgendwann ist jeder dran. Und manche sind auf dem gleichen Weg, auf dem wir alle uns befinden, nur schon mal ein bisschen früher losgelaufen.
Ich weiß noch gut, wie lange es gedauert hat, Euch zu finden. Ich bin unendlich froh, dass es Euch gibt.
Und sage stolz: I found my tribe.
Photo credits: Mike Erskine on unsplash.com – Thank you, Mike!